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#sportleben Interview Wintersport Wir sind Gigasport

Michael Saller im #wirsindgigasport Interview

Warum er auch kurz vorm Gipfel noch umdreht… Was er anstatt eines Flachmanns bei der Skitour dabeihat… Und wieso er keine Höhenmeter sammelt… Michael Saller – Filialleiter von Gigasport Spittal an der Drau und begeisterter Tourengeher – packt im Interview aus.

Was begeistert dich am Tourengehen, Michael?
Vor allem die Bewegung. Dann die Kondition und Ruhe am Berg, die unberührten Hänge und Spuren, die ich im Schnee ziehen kann, die Abwechslung im Gelände, das Panorama rundherum. Man sieht bei uns so weit, bis nach Slowenien und Italien hinein – das ist sehr schön.

Aufstieg oder Abfahrt – welcher Teil einer Tour taugt dir mehr?
Ich mag beides, gerade die Kombination gefällt mir. Wenn ich den Berg hinaufgehe und mir meinen Weg suchen muss, das hat was! Und bei der Abfahrt gleitet man dahin, wo niemand anderer fährt. Es ist ruhig und man konzentriert sich nur auf sich selbst und das Gelände – ein ganz eigenes Gefühl, das ich sehr genieße.

Du hast die Ruhe am Berg erwähnt. Wie schaut es beim Gehen aus – reden oder schweigen?
Das hängt davon ab, wie die Woche gewesen ist. (lacht) Ich gehe meistens am Sonntag mit meiner Lebensgefährtin und manchmal reden wir beim Aufstieg die ganze Woche durch. Es kommt aber auch vor, dass wir eine Stunde oder länger schweigen. Das ergibt sich auf der Tour von selbst.

Wie lange sind die Skitouren, die ihr geht?
Je nach Gebiet – vier, fünf, sechs oder manchmal sieben Stunden. Im Durchschnitt legen wir pro Tour 1.300-1.800 Höhenmeter zurück. 2.800 Höhenmeter haben wir auch schon einmal gemacht, das wird dann aber ziemlich anstrengend.

Apropos Anstrengung: Macht sie dir immer Spaß?
(überlegt) Mal mehr, mal weniger. Aber Spaß macht es mir immer und ich strenge mich auch immer gerne an. Sonst würde ich den Sport nicht ausüben und dafür am Sonntag freiwillig um halb 6 Uhr in der Früh aufstehen.

Jetzt aber Hand aufs Herz: Auch das machst du immer gern?
Na ja, wenn der Wecker klingelt, denke ich mir schon manchmal: Jetzt wäre es klass, etwas länger liegenzubleiben. Aber sobald ich aus dem Bett draußen bin, ist der Gedanke vergessen. Spätestens beim Einpacken vom Rucksack oder wenn wir im Auto sind, freue ich mich auf die Tour.

Wo wir schon bei den Unannehmlichkeiten sind: Wie hältst du es mit schlechtem Wetter?
Das macht mir nichts aus. Wir gehen bei jedem Wetter – vorausgesetzt die Sicherheitslage lässt es zu. Ob Sonne oder Schneegestöber, ich genieße die Tour. Sogar wenn wir den Gipfel nicht erreichen.

Es wollen doch alle auf den Gipfel – wie ist das zu verstehen?
Der Gipfel ist das Ziel, das gilt auch für uns. Was ich vorhin aber gemeint habe: Es gibt am Berg die Wahlmöglichkeit und es ist für mich in Ordnung, wenn ich den Gipfel einmal nicht erreiche. Wobei ich schon sagen muss, dass ich nicht so leicht aufgebe. (lacht) Müdigkeit ist jedenfalls kein Grund.

 

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Wann ist dann der Moment gekommen, wo du umdrehst?
Wenn ich nichts mehr sehe, weil beispielsweise Sturm, Schnee und Nebel zusammenkommen. Oder das Lawinenrisiko nicht mehr abschätzbar ist – dann drehe ich kurz vorm Gipfel um. Ich will gesund nach Hause kommen.

Welche Situationen sind beim Tourengehen gefährlich?
Das Gefährlichste am Berg ist Unwissen. Deshalb schaue ich mir den Wetterbericht und die Entwicklung der Temperaturen genau an. Neuschnee und Wind sind beispielsweise keine gute Kombi, weil das zu Verfrachtungen führt und Lawinen entstehen können. Lawinengefahr herrscht außerdem, wenn die Altschnee- und Neuschneedecke nicht miteinander verbunden sind – zum Beispiel, wenn es warme Temperaturen gab, über Nacht friert und dann Neuschnee drauffällt.

Wie hast du dir dieses Wissen über Lawinengefahren angeeignet?
Viel Erfahrung am Berg und viele Bücher übers Thema gelesen! Ich bin außerdem Tourenführer beim Alpenverein Millstatt und diesbezüglich ausgebildet – und ich war mit vielen Lieferantenpartnern von Gigasport am Berg unterwegs, von ihrem Wissen habe ich ebenfalls profitiert.

Hast du bei den Touren einen Talisman dabei?
Ja, einen kleinen weißen Stoffhasen, der seit Ewigkeiten in meinem Rucksack drinnen ist. Er hat bereits viele Berge gesehen und war schon auf einigen Fotos drauf. (lacht)

Teilst du deine Eindrücke auf Instagram, Facebook & Co?
Manchmal schon, ja. Meine Freunde und Verwandten freuen sich darüber. Ich habe außerdem bei jeder Tour eine Spiegelreflexkamera dabei und fotografiere jeden Gipfel – egal wie oft ich oben war. Das ist ein Ritual, das für mich dazu gehört. Ich habe tausende Bergbilder im Archiv. (seufzt)

Du sammelst Gipfelfotos, sammelst du auch die Höhenmeter?
Das habe ich eine Zeitlang gemacht, aber wieder verworfen. Ich zeichne sie zwar auf, rechne aber nichts zusammen. Lieber sammle ich Augenblicke und Erlebnisse, das macht mir viel mehr Spaß.

Von der Ausrüstung haben wir noch nicht geredet – was muss sie können?
Multifunktionalität ist für mich am wichtigsten, ich ziehe das Gewand vom Tourengehen auch im Sommer beim Bergsteigen an. Es muss nicht alles von der gleichen Marke sein, zusammenpassen soll es aber schon. Ich liebe ungewöhnliche Teile, die nicht jeder hat und mag’s gern bunt. (lacht)

Was hast du bei einer Skitour immer dabei?
Die Sicherheitsausrüstung – LVS-Gerät, Schaufel, Sonde, Airbag, Verbandszeug, Helm und mein Handy, wenn ich einen Notruf absetzen muss. Meine Empfehlung ist außerdem, immer zwei Jacken mitzunehmen. Bei schlechtem Wetter braucht man eine Hard Shell Jacke, die atmungsaktiv, wasser- und winddicht ist. Und das absolute Must-have am Berg ist eine Isolationsjacke, die gut wärmt.

Wir haben vom Wärmen gesprochen – nimmst du einen Flachmann mit?
Nein, eine Thermoskanne mit Kräutertee. (lacht) Am Berg trinke ich keinen Alkohol, nach der Tour darf es aber schon ein Bier sein. Ein Jausenbrot mit Käse oder Wurst ist auch im Rucksack drinnen – und ein Müsliriegel für alle Fälle. Mehr brauche ich nicht, weil ich ordentlich frühstücke.

Verrätst du uns zum Abschluss noch dein Lieblingsgebiet fürs Tourengehen?
In die Teuchl im Mölltal fahre ich gern, sehr schöne Touren gibt es außerdem im Ahrntal in Südtirol. Mein Lieblingsberg ist aber der Großglockner: flache Stellen, steile Eis- und Firnhänge, Rinnen- und Kletterpassagen, Gletscher, Gipfelgrat und im letzten Abschnitt noch die Steigeisen anlegen und den Pickel herausholen. Der Berg hat einfach alles!

Bleibt eine letzte Frage offen: Welches Bergerlebnis wünscht du dir noch?
Der Montblanc fasziniert mich! Ich war zwar schon oben, möchte ihn aber noch einmal mit meiner Lebensgefährtin erleben. Ein großer Traum wäre der Manaslu in Nepal – einer der 14 Achttausender. Dazu braucht es aber eine lange Vorbereitung und das passt momentan nicht in die Zeit. Ob das jemals realisierbar ist, weiß ich nicht. Auf alle Fälle ist es gut, einen großen Traum zu haben.


3 Gewissensfragen an Michael Saller, Skitourengeher

>Was sollte man als Tourengeher nie tun?
Die Gefahr unterschätzen, das Risiko ist nie null und jeder will gesund nach Hause kommen.

>Unbedingt machen?
Wetterbericht anschauen, Lawinensituation analysieren, Sicherheitsausrüstung in Ordnung halten.

>Vielleicht einmal ausprobieren?
Mit breiten Skiern fahren, ab 95/100mm und bei Pulverschnee fängt der Spaß erst so richtig an!


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