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#sportleben Interview Outdoor Wir sind Gigasport

Alexandra Teufel im #wirsindgigasport Interview

Paragleiten gilt als eine der gefährlichsten Sportarten überhaupt. Gleitschirmpilotin Alexandra Teufel – Verkaufsberaterin in der Bergsportabteilung bei Gigasport Villach – erzählt im Interview, wie grenzwertig sie unterwegs ist und was sie sich in der Luft verkneift.

Es gibt so viele Flugsportarten – warum ist es bei dir Paragleiten, Alexandra?
Ich bin gerne in den Bergen unterwegs: Klettern, Wandern, Hochtouren – das alles taugt mir. Was mir nicht taugt, ist das Hinuntergehen. Vor einigen Jahren erzählte ich das einem Bekannten und seine Antwort war: Warum dann nicht fliegen? So habe ich aus der Not eine Tugend gemacht. (lacht)

Super, so eine Entscheidungsfindung! Aber wie beginnt man mit Paragleiten?
Auf der grünen Wiese einer Flugschule. Zuerst geht es darum, den Schirm zu handeln. Wenn man das beherrscht, startet man von einem kleinen Hügel aus und fliegt anfangs 10-15m weit. Alle Schritte werden unter professioneller Anleitung so lange geübt, bis man für den ersten Höhenflug bereit ist.

Dann kommt das erste Mal: Alleine auf einem Höhenflug – wie aufregend ist das?
So aufregend, dass ich mich ans erste Mal noch gut erinnern kann. (lacht) Ganz alleine ist man anfangs aber nicht, weil ein Fluglehrer via Funkgerät genaue Anweisungen gibt. Bis man zur Prüfung für den Sonderpilotenschein antreten darf, lernt man alle theoretischen und praktischen Grundlagen in vielen kleinen Schritten und absolviert viele Flüge.

Und irgendwann hebt man ganz selbstverständlich ab. Wie ist dieser Moment für dich?
Genial! Man läuft los und spürt nach wenigen Schritten keinen Boden mehr unter den Füßen. Beim ersten Mal habe ich mir nur gedacht: Wow, ich flieeege! (lacht) Gleichzeitig ist beim Start immer eine leichte Anspannung dabei. Wenn man sich nicht gut konzentriert, kann viel passieren.

Ist der Start der riskanteste Teil beim Paragleiten?
Jein. In Bodennähe kann es immer riskant werden, das gilt auch fürs Landen. Wenn man auf eine Windböe beispielsweise falsch reagiert, kann es einen meterweit übers felsige Gelände schleifen. Beim Start ist es wichtig, dass man nicht hudelt. Wird schon gehen – das ist die falsche Einstellung.

Vom Hudeln kommen die Probleme – kann man das so sagen?
Ja! Und Probleme kann es beim Starten viele geben – beispielsweise, dass sich beim Gleitschirm die Leinen verheddern. Wenn man das beim Start übersieht, verformt sich der Schirm beim Fliegen und lässt sich nicht mehr steuern. Da sollte man nicht in der Nähe einer Stromleitung sein…

Welche Bedingungen sind fürs Losfliegen am idealsten?
Am besten funktioniert der Start auf einer Bergwiese mit mittlerer Neigung und schwachem Gegenwind von 15km/h. Je stärker der Wind ist, umso stärker muss man mit dem Gleitschirm arbeiten und genau wissen, was man tut. Dann wird‘s anspruchsvoll.

Ist das Landemanöver ähnlich anspruchsvoll wie der Start?
Ja, schon. Man sollte Landeplatz und Zeitpunkt gut wählen. Ich lande beispielsweise gerne bei etwas mehr Wind. Dabei achte ich nicht nur auf die Angaben meiner Fluginstrumente, sondern beobachte auch die Bewegungen der Wolken, Bäume und Vögel. Sie verraten viel über die Thermik. Wenn man alles richtig macht, landet man sachte wie ein Engerl und schlägt keinen Krater. (lacht)

Über deinen Schirm haben wir noch gar nicht geredet. Was für einen fliegst du?
Einen Bergschirm, der 2 Kilo schwer ist und eine Fläche von 19m² hat. Er ist leicht genug, um ihn stundenlang auf den Berg hinaufzutragen und passt zu meinen Anforderungen. Sehr lange Strecken kann ich damit aber nicht fliegen, dafür habe ich einen Schirm mit mehr Leistung und mehr Fläche.

Paragleiten ist nicht gleich Paragleiten – wie bist du am liebsten unterwegs?
Meine Favoriten sind Hike & Fly oder Climb & Fly – also auf den Berg hinaufgehen oder raufklettern und dann hinunterfliegen. Es taugt mir, dass man damit einen Berg von allen Seiten erleben kann. In diesen Bereichen nehme ich auch an Wettbewerben teil und habe schon einiges gewonnen.

Über den Wolken soll die Freiheit ja grenzenlos sein, stimmt’s?
Ja! Mein höchster Start war vom Großvenediger auf rund 3.700m Seehöhe. Über einen Gipfel zu fliegen, auf dem man selbst gerade noch gestanden ist – ein unvergessliches Erlebnis! Wenn wir am frühen Vormittag oder späten Nachmittag fliegen, wo die Luft ruhiger ist, schaue ich mir gerne in Ruhe das Bergpanorama an. Das sind schöne Genussflüge mit einem hohem Erholungswert.

Und welche Flüge sind herausfordernd und sportlich?
Wenn die Thermik unruhig ist – beispielsweise im Frühling, wo die warme Luft vom Tal mit der kalten Luft der Berge zusammentrifft. Da sollte man ausgeschlafen und konzentriert sein. Anspruchsvoll sind auch lange Streckenflüge. Vor einiger Zeit bin ich die Kreuzeckgruppe in den Hohen Tauern umflogen, das waren circa 80km, für die wir rund 6 Stunden unterwegs waren.

So viele Stunden warst du in der Luft? Verzeihung, aber wie geht man da aufs Klo?
Die Frage ist berechtigt. Es gibt verschiedene Systeme, um in der Luft aufs Klo zu gehen, aber sie sind mir unsympathisch. Ich verkneife es mir. Das ist gar nicht so einfach. Denn auf einem stundenlangen Streckenflug muss man etwas trinken.

Das führt zur nächsten Frage: Was hast du auf deinen Flügen dabei? Auch einen Talisman?
Eine Outdoorhose und je nach Jahreszeit mehrere Jacken übereinander. Die letzte Schicht sollte Goretex sein, atmungsaktive Materialien sind wichtig. Außerdem ziehe ich Fäustlinge und im Winter die Skiunterwäsche an. Es ist kalt da oben. Bei den Schuhen gehen die Meinungen auseinander. Die typischen Fliegerstiefel finde ich klobig, normale Trekkingschuhe oder Zustiegschuhe mag ich lieber.

Bleibt noch die Gewissensfrage: Wie gefährlich ist Paragleiten wirklich, Alexandra?
So gefährlich wie man es sich macht. Manchmal bin ich grenzwertig unterwegs, aber das Können dafür habe ich mir über Jahre erarbeitet. Letztendlich kann man das Risiko beim Paragleiten selbst ganz gut entscheiden. Wenn man auf die richtigen Bedingungen achtet, ist es nicht viel gefährlicher als Autofahren. Manchmal ist es auch schön, einfach nur dem Sonnenaufgang entgegenzufliegen – ein Wow-Moment! Das sollte jeder mal tun!

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