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#sportleben Klettern Wintersport Wir sind Gigasport

Eiskletterer Bernd Brandstätter im #wirsindgigasport Interview

Nur cool sein ist zu wenig: Bernd Brandstätter – Eiskletterer und Verkaufsberater bei Gigasport Klagenfurt – erzählt, worauf es bei seinem Sport ankommt, warum er Eis sexy findet, wann es brenzlig wird und was man beim Material beachten sollte.

Eis ist kalt und abweisend – was findest du daran eigentlich sexy?
Dass ich dort meine Linie steigen kann und es keine Vorschriften gibt! Wenn Pickel und Steigeisen gut geschliffen sind, ist das Eis außerdem eh nicht abweisend, dann hängt man gut drinnen.

Als Eiskletterer steigst du gefrorene Wasserfälle hinauf. Was ist das Besondere daran?
Dass es immer anders ist! Ein gefrorener Wasserfall bietet jeden Winter etwas Neues, weil sich das Eis je nach Wassermenge im Sommer und Herbst davor unterschiedlich entwickelt. Man muss bei diesem Sport außerdem viel über Eis, Wasser und Temperaturen wissen. Das ist auch interessant.

Wie lange sind die Wasserfälle, die du steigst?
Manchmal bis zu 300 Meter lang, das ist dann ein Auftrag von 4-5 Stunden, je nachdem wie hoch der Schwierigkeitsgrad ist. Ich bin am liebsten in den Steiner Alpen oder Julischen Alpen unterwegs, weil die Umgebung einfach Weltklasse ist.

Steigst du alleine oder zu zweit?
Immer zu zweit, ich bin kein Free-Solo-Typ. Der richtige Eiskletterpartner ist für mich wichtig, da geht es um viel Vertrauen. Wenn das passt, hat man eine gute Haltung – auch im Kopf. Ein großer Redner bin ich zwar nicht, aber Austausch ist mir beim Klettern wichtig.

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Wie geht es dir, wenn du stundenlang im Eis hängst?
Gut! Ich fühle mich im Eis wohl, es ist einfach schön dort!

Noch nie ein flaues Bauchgefühl gehabt? 
Na ja, man muss schon ehrlich sagen, dass es fürs Eisklettern eine starke Moral braucht. Wenn mein Bauchgefühl oder die Eisqualität nicht passen, breche ich die Tour ab. Da bin ich der Sicherheitstyp.

Woran erkennt man, ob die Eisqualität passt?
Das kann man mit der Zeit visuell einschätzen und man merkt es beim Einschlagen vom Pickel. Wenn bei jedem Schlag etwas wegbricht, ist das Eis sehr spröde und der Steig wird mühsam. Mir ist Safteis am liebsten. Das ist zwar eine feuchte Angelegenheit, dafür schlägt man den Pickel nur 1x rein und es hält. Das ist für die Psyche angenehm, man kommt schneller voran und hat weniger Kraftaufwand.

Apropos: Welche körperlichen Fähigkeiten braucht es fürs Eisklettern?
Eine sehr gute Fitness, viel Ausdauer und eine stabile Rückenpartie. Man sollte außerdem gut auf den Füßen stehen und starke Waden haben. Gute Armmuskeln sind auch wichtig, denn wenn man viele Eisschrauben händisch reindrehen muss, kann einem da schon mal der Saft ausgehen.

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Wie wichtig ist beim Eisklettern das Material?
Extrem wichtig! Die Schuhe müssen zu 100% am Fuß sitzen und mit den Steigeisen eine absolute Einheit bilden. Wichtig sind spezielle Steigeisen mit Monozacken, damit man einen sicheren Halt hat. Der Pickel fürs Eisklettern hat eine ergonomische Form, liegt gut in der Handfläche und rutscht nicht so leicht weg. Helm und Gurt kann man aus dem herkömmlichen Klettersport verwenden.

Hast du sonst noch Tipps für die Ausrüstung?
Die Steileisgeräte müssen immer sehr gut geschliffen sein, das ist enorm wichtig. Bei mir hat es sich außerdem bewährt, dass ich immer zwei Paar Handschuhe dabeihabe – ein Paar aus einem dünnen Material, weil ich damit die Karabiner und Eisschrauben besser angreifen kann. Die dickeren Handschuhe ziehe ich drüber, wenn ich länger auf einem Stand stehe. So bleiben die Finger warm und beweglich.

Welche Sachen hast du sonst noch fix in deinem Rucksack?
Nicht viel, ich bin der minimalistische Typ. Ich lasse den Rucksack außerdem meistens beim Einstieg stehen, weil mir Bewegungsfreiheit wichtig ist. Im Steig habe ich nur einen halben Liter Wasser und 1-2 Müsliriegel dabei. Mehr brauche ich nicht.

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Was sind die größten Gefahren beim Eisklettern?
Die kommen meistens von oben, deshalb braucht man einen guten Kletterhelm. Im Frühjahr kann es Steinschlag sein oder es fliegen einem Eiszapfen entgegen, weil sich oben wer abseilt. Wenn wer was verliert, ist es auch gefährlich. Unsere Geräte sind extrem scharf, da kann man sich schwer verletzen.

Wo war es bei dir einmal brenzlig?
Die meisten Unfälle passieren, wenn man glaubt, jetzt kann nichts mehr passieren. Mich hat es mal rausgeworfen, als ich schon oben war und in flacheres Gelände übergestiegen bin. Ich hab‘ geglaubt, dass ich keine Eisschraube mehr setzen muss, aber meine Eisgeräte haben nicht richtig gegriffen. Da bin ich geflogen. Stürzen ist aber eigentlich verboten, denn man weiß nie zu 100%, ob es hält.

Wie cool muss man da sein?
Ums Cool sein geht es beim Eisklettern nicht. Es ist ein gewaltiges Gefühl, da oben zu sein, aber man sollte sich immer voll konzentrieren und ganz bei der Sache sein. Das ist das Wichtigste.

Was ist für dich der große Kick beim Eisklettern?
Etwas zu bezwingen, auf dem man eigentlich ausrutscht. Das ist lässig!

Dein größtes Wow-Gefühl – wo ist das gewesen?
Beim Ledinski Slap, einem slowenischen Wasserfall, der eine schöne und super Herausforderung ist. Den wollte ich immer schon steigen und heuer hat es endlich geklappt. Aber eigentlich kann mir jeder Wasserfall etwas geben. Eisklettern ist einfach Freiheit, das ist der Genuss!

Und wie kannst du deine Leidenschaft für Eis und Schnee in deinem Job bei Gigasport verwerten?
Ob Alpin-Skifahren, Skitouren gehen oder Eisklettern – ich bin ständig am Berg unterwegs und auch bei der Bergrettung. Ich kenne sehr viele unserer Kunden persönlich. Weil ich diese Sportarten selbst mache, tauscht man sich ganz anders und intensiver aus. Das taugt mir.

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3 Gewissensfragen an Eiskletterer und Gigasport Mitarbeiter Bernd Brandstätter

  • Vorher aufwärmen, ja oder nein?
    Ich lockere vorher die Hände auf. Die Muskeln werden dann beim Einsteigen warm.
  • Beim Klettern reden, ja oder nein?
    Ja, das ist bei uns wie beim Kaffeekränzchen. Wir reden während dem Klettern über Gott und die Welt. Manchmal gibt es auch Freudenschreie oder Schimpfereien. Stille herrscht aber nie.
  • Währenddessen Runterschauen, ja oder nein?
    Darauf kommt es beim Klettern an. Ja! Da oben zu sein, ist einfach lässig!

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